Natur, Ruhe und Entspannung - das alles findet Jacob Beßmann beim Angeln. Für ihn ist der Sport mehr als ein Hobby.
Das möchte der Vorsitzende des Fischereivereins Lühe Este auch Jugendlichen näher bringen - kann er aber nicht.
Text und Bild: Buxtehuder Tageblatt 15.09.2023
Jacob Beßman steht an der Este und wirft seine Spinnrute aus. Der Angelplatz, an dem er es heute versucht, ist im Verein sehr beliebt. „Wenn wir Glück haben, sehen wir eine Meerforelle springen“, sagt Jacob Beßmann. Bei auflaufendem Wasser und dem richtigen Wetter sei dies durchaus möglich. „An dieser Stelle ist die Este am breitesten und es gibt ein paar schöne Kehrströmungen“, erklärt der Vorsitzende des Fischereivereins Lühe Este.
Angelverein profitiert von der Pandemie
Dem kleinen Anglerverein, den Beßmann selbst als „alteingesessenen Dorfverein“ betitelt, geht es gut. Bereits 2021 hatte das TAGEBLATT vom großen Mitgliederzuwachs des Vereins berichtet - trotz der Corona-Pandemie. „Das ist inzwischen nicht mehr so. Seitdem ist die Mitgliederzahl relativ konstant“, sagt Beßmann. Um die 170 Mitglieder zählt der Verein nach eigenen Angaben inzwischen, damals war die Zahl auf rund 160 nach oben geschnellt. „Ich bin sehr zufrieden, wenn man die Größe des Vereins bedenkt.“
Die Gewässer des Anglervereins Lühe Este beschränken sich - wie es der Name schon sagt - auf die Lühe und die Este. Dafür ist die Vereinsmitgliedschaft mit einem Jahresbeitrag von 50 Euro im Vergleich zu den umliegenden Vereinen aus Buxtehude (AV Scheeben Wind, 100 Euro für Erwachsene) und Horneburg (AV Petri-Heil Horneburg, 82 Euro für Erwachsene) relativ günstig. „Die Leute wollen nicht an Seen, sondern an genau diesen Fließgewässern angeln“, sagt Beßmann. „Wir haben auch mal versucht, eine Strecke der Wettern zu pachten, was aber abgelehnt wurde.“
Weniger und kleinere Aale - ist der Elbschlick Schuld?
Aber auch Este und Lühe haben für Angler einiges zu bieten. Der Fischbestand sei gut, positiv stechen laut Beßmann die Meerforellen heraus, welche die Este hinaufzi ehen, um sich fortzupflanzen. Nur beim Aal sehe es nicht so gut aus: „Wir haben aktuell das Gefühl, dass wir deutlich weniger und auch immer kleinere Aale fangen“, sagt Beßmann. Die Räuchertonne bleibt daher öfter kalt.
Das könnte in Zusammenhang mit der zunehmenden Verschlickung der Este stehen. Bereits vor zwei Jahren war Beßmann besorgt über den Elbschlick, der auch vor der Este nicht halt macht. Es habe sich noch mal deutlich verschlimmert. „Auf den Steinpackungen, die man bei Ebbe früher sehen konnte, liegt jetzt der Schlick.“ Diese Steinpackungen dienten nicht nur Krebsen, die wertvolle Nahrung für Aale sind, sondern auch Fischen als Unterschlupf. Ihnen wurde der Lebensraum vom Elbschlick genommen.
Warum die Suche nach einem Grundstück erfolglos blieb
„Vor dem Este-Sperrwerk türmt sich der Schlick ja förmlich auf“, sagt Beßmann. Als Jugendlicher habe man beim Schwimmen noch die Arme im Wasser sehen können, so Beßmann. Heute ist das Wasser so trüb, dass man fast gar nichts mehr darin sieht. Was aber noch schlimmer ist: Durch den Schlick kommt im Gewässer immer wieder zu Sauerstoffmangel - was immer wieder zu Fischsterben führt.
Ein weiteres Problem plagt den Anglerverein schon länger: Es fehlt ein Eigenheim. Nach dem starken Mitgliederzuwachs vor zwei Jahren hatte sich der Fischereiverein auf die Suche nach einem Grundstück gemacht. Ein Treffpunkt, vor allem für die Jugendarbeit des Vereins, sollte es werden. Die Suche hält bis heute an. „Es war einfach nicht das Richtige dabei“, sagt Beßmann. Hohe Preise für Grundstücke, aber auch die Verfügbarkeit entpuppten sich als Probleme. „Besser haben als brauchen“ sei laut Beßmann die vorherrschende Mentalität.
Fischereiverein hat kein Vereinsheim
Die anhaltende Suche nach einem Grundstück ist dem Vereinsvorsitzenden ein Dorn im Auge: „Es hält uns als Verein definitiv zurück. Zumal wir auch Leute im Verein haben, die bereit sind, sich sofort um die Jugendarbeit zu kümmern“, sagt Beßmann. Dabei sind die Ansprüche an das gesuchte Stück Land nicht sonderlich hoch. Solange man einen Bauwagen und ein paar Bänke darauf abstellen und einen kleinen Teich anlegen könne, würde das Grundstück den Ansprüchen genügen.
Auch Grundstücke an der Este habe man vergeblich gesucht. In größerer Entfernung zu suchen kommt für Beßmann nicht in Frage. „Unsere Mitglieder kommen meistens von hier. Die Jugendlichen sollen mit dem Fahrrad oder dem Bus zu unserer Anlage kommen können.“
Schnupperangeln nur auf eigener Anlage möglich
Ohne eigene Anlage kann der Fischereiverein auch nur wenige Vereinsaktivitäten anbieten. Diese beschränkten sich bislang auf kleine Ausfahrten, zum Beispiel zum Forellenangeln am Angelteich. „Da können dann aber nur Vereinsmitglieder teilnehmen“, sagt Beßmann. Aus rechtlichen Gründen könne man Anfänger und Leute von außerhalb des Vereins nicht mit zu solchen Ausflügen nehmen. „Wir werden oft gefragt, ob es bei uns Schnupperangeln gibt.“ Das könne man aber nur auf einem eigenen Vereinsgelände durchführen. „Wir müssen bei diesen Anfragen dann auf die umliegenden Vereine verweisen“, sagt Beßmann.
Die Suche nach einem Grundstück geht daher mit Hochdruck weiter. Beßmann hofft auf eine schnelle Lösung des Problems: „Wir hätten die Mittel, um jetzt zuzuschlagen.“